Das schwere, aber auch schöne und in sich abgerundete Leben der Bauern an der Neretva, das sich harmonisch in die Landschaft einfügte, und den Gesetzen des Flusses untergeordnet war, dauerte viele Jahrhunderte, gelebt mit Maß und Weisheit, die den Rahmen für ein Interessengebiet bildeten, und keinen Schaden weder dem Menschen noch der Natur zufügten. Als er seine ersten, primitiven Meliorationsversuche unternahm, änderte der Mensch an der Neretva kaum etwas Wesentliches im Charakter der Landschaft: er fischte, jagte, säte und erntete. Er achtete das Wesen des Sumpfes. Auf diese Weise, in erster Linie zu seinem eigenen Schaden, und trotz langer und großer Mühe, beherrschte er bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine relativ kleine bebaubare Fläche. Erst die landwirtschaftlichen Flächen, die nach den ersten richtigen und planmäßigen Meliorationen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden waren, haben das Raumverhältnis verändert, und in das Tal die bisher unbekannte Art der Parzellierung gebracht, indem auf einem größeren Raum eine neues, sog. Poldergelände (Überschwemmungsgebiet) entstand. Die Kultivierung der Sümpfe der Neretva brachte viele Vorteile mit sich. Auf den meliorierten Flächen begann eine intensive Landwirtschaftsproduktion. Die Fachleute propagierten neue Technologien und Kulturen von hohem Marktwert. Das war in erster Linie die Mandarine, für die das Tal der Neretva der nördlichste Punkt für einen ökonomisch rentablen Anbau ist. Es werden ferner viele Sorten von Pfirsichen, Nektarinen, Pflaumen, Aprikosen und Äpfeln angebaut. Besonders in den oberen Teilen des Tals, wo wegen der niedrigeren Wintertemperaturen die Mandarinen nicht so gut gedeihen, baut man alle Gemüsesorten an, vor allem Kohlarten.
Das sumpfige Tal gab dem Ansturm der Maschinerie nach, aber es hat nicht komplett kapituliert. Obwohl die intensiven Prozesse in der Landwirtschaft und anderen Erwerbszweigen fast dramatische Folgen auf dem Landschaftsbild hinterlassen haben, so hat doch der relativ späte und nicht zu Ende geführte Beginn der Kultivierung durch moderne Methoden, und teilweise auch die langjährige traditionelle Bewirtschaftung, die heute noch praktiziert wird, dem Delta die Möglichkeit gelassen, wenigstens stellenweise seinen ursprünglichen Charakter zu erhalten. Wir sind uns im klaren darüber, dass die übrig gebliebene, ursprüngliche Landschaft äußerst wertvoll ist; mit dem heutigen ökologischen Bewusstsein versuchen wir, das Leben so zu gestalten, dass es in der Zukunft auf der sog. nachhaltigen Entwicklung basiert, denn nur als solches kann es die Erhaltung der natürlichen Lebensräume und die profitable Landwirtschaft unter einen Nenner bringen.